Wellen brechen sich an den Steinen auf dem Strand

Sri Lanka – eine Zeitreise [Gastbeitrag]

Gastbeitrag von Nadja Bungard von der Startbox Berlin

Sri Lanka – ein Land, das schon lange auf meiner „Da will ich unbedingt mal hin“-Liste steht. Damit verbinde ich Vorstellungen von herrlicher Natur, tollen Stränden – und natürlich Ayurveda. Leider hat es mit der Reise dorthin bisher noch nicht geklappt. Umso spannender finde ich deshalb, was Nadja auf ihrer Reise im Frühjahr in Sri Lanka erlebt hat:

Natur auf Sri Lanka

Sri Lanka ist ein wundervolles Land. Weite Sandstrände strecken sich an den Küsten und sind umtost vom warmen Indischen Ozean. Das tropische Klima sorgt für üppige Vegetation, in der wilde Affen toben. Und in den wenigen Nationalparks leben noch Elefanten, Leoparden, Wasserbüffel und Krokodile. Die Kolonialzeit hat auch hier ihre Spuren hinterlassen: weite Teile des Landes wurden zu Tee- und Kautschukplantagen umgewandelt. Das Land hat jedoch eine sehr viel ältere Kulturlandschaft anzubieten, deren Spuren man vor allem in der Inselmitte findet. Wer nach Sri Lanka reist, sollte sich also Zeit nehmen.

ein Affe turnt im Sinharaja Nationalpark durch die Bäume
exotische Blüten in Sri Lanka

Denn es ist eine Insel, die man nicht in wenigen Tagen erkunden kann. Allein die Wege nehmen Zeit in Anspruch. Das hat mit landschaftlichen Gegebenheiten, den Straßenverhältnissen und einfach der Größe der Insel zu tun. Sie wird Träne Indiens genannt, ist aber wie ein eigener kleiner Kontinent, unterteilt in zwei Klimazonen. Sind die Bedingungen zum Surfen an der Ostküste ideal, gilt das nicht für die Westküste und umgekehrt. Bei der Reiseplanung müssen also unbedingt die Regenzeiten berücksichtigt werden.

rotes Tuk Tuk auf einer schmalen Straße im Urwald

Schwimmen ist Luxus

Und es ist wie eine Zeitreise. Denn Sri Lanka ist nicht nur wirtschaftlich ein Dritte-Welt-Land sondern auch zeitlich. Das heißt, die Menschen haben Zeit. Sie haben Zeit zum Lächeln und für Gespräche. Sie nehmen sich Zeit füreinander. Das müssen sie auch. Denn man kann die materielle Armut sehen und spüren. Mehrere Generationen einer Familie wohnen meist unter einem Dach. Die Häuser sind oft einfach gebaut, manche sind nur Hütten. Viele können sich kaum das Tuch leisten, das sie sich um ihren mageren Körper geschlungen haben, geschweige denn eine regelmäßige Dusche. Das haben wir am Strand gemerkt: In der Mittagspause gingen einige junge Männer, die offensichtlich von einer Baustelle kamen, mit ihrer löcherigen Unterwäsche ins flache Wasser. Verschämt sahen sie auf die weißen Touristinnen, die in ihren knappen Bikinis baden gingen. Die einheimischen Frauen gehen mit T-Shirt und Hose ins Wasser. Wenn überhaupt. Denn die meisten Sri Lankeser können nicht schwimmen. Das Meer ist zu wild um schwimmen zu lernen und in den Seen und Flüssen im Hinterland lauern Krokodile und Barrakudas…

Männer am Strand mit einem Stand-up-Paddelbrett
zwei Kinder am Strand bei Mirissa und dahinter tobt das Meer

Curry – am liebsten 10 auf einmal

Wer Fisch mag, ist auf Sri Lanka genau richtig. Täglich gibt es viele frische Meeresdelikatessen, die man auf den Märkten auch bestaunen kann. Traditionell essen die Sri Lanker früh, mittags und abends Curry, zu jeder Mahlzeit am besten zehn auf einmal und am liebsten so scharf, dass man als Mitteleuropäer einen Schluckauf davon bekommt. Wobei fast alles, was nicht Beilage ist, als Curry bezeichnet wird. Eine spezielle Beilage in Sri Lanka ist der rosa Reis, der da so wächst. Da wir außerhalb nicht gegessen haben, kann ich nur sagen, dass das Essen im Hotel top war und was Zubereitung, Anrichtung und Hygiene betrifft nichts zu wünschen übrig ließ. Wer trotzdem einmal gesundheitliche Probleme haben sollte: Die Versorgung ist vor Ort gesichert.

Nadja vor einer Auswahl von zehn verschiedenen Currys im Restaurant
Angebot verschiedener Fische auf dem Fischmarkt

Touristen werden gut bewacht

Die Küsten mit den weitflächigen Sandstränden sind gesäumt von Hotels, deren Touristen behütet werden wie ein Schatz. Tag und Nacht sitzen Bedienstete in Uniform in den Außenbereichen, die zusätzlich von Kameras überwacht werden. Provisorische Holzzäune markieren das Ende der hoteleigenen Strände. Nur bis dahin dürfen sich fliegende Händler an die Touristen heranwagen, um frische Kokosnüsse, kleine geschnitzte Boote, Massagen, Kleidung und Ausflugsangebote anzubieten. Als Urlauber kann man seine Zeit so gut wie abgeschottet vom Leben der Menschen dort verbringen, nur den Strand und das Hotel genießen und das Gefühl haben, in Europa, Australien oder den USA zu sein, nur eben in tropischem Klima. Aber das ist langweilig.

Alleinreisende Frauen

Der Unterschied zwischen den Touristen und den Einheimischen ist gewaltig. Es prallen Welten aufeinander, nicht nur finanziell, sondern auch kulturell und sozial. Alleinreisende weiße Frauen werden anders wahrgenommen als einheimische. Sie gelten als frei, denn bei Annäherungsversuchen müssen Männer nicht auf familiäre oder religiöse Hindernisse Rücksicht nehmen. Ich habe von allein reisenden Frauen gehört, die gut durchs Land gekommen sind. Mein Eindruck war jedoch, dass mich nur die Präsenz meines Begleiters vor allzu viel Zudringlichkeit beschützt hat. Zu freizügige Kleidung und nackt baden sind deshalb keine gute Idee, wenn man seinen Urlaub unbeschadet verbringen möchte.

Deutsche Sicherheitsbedenken zu Hause lassen

Einen jungen Singhalesen schließen wir gleich ins Herz. Er hat ein knallrotes Tuk-Tuk, eines dieser mopedartigen Rikschas. Damith spricht etwas russisch und deutsch wie überraschend viele Einheimische in den Touristenorten. Wir sind die ganze Zeit mit ihm unterwegs. Sein Gefährt hat er ordentlich aufgepimpt: Hinter der Rückbank thronen zwei überdimensionierte Bassboxen in rot-schwarzem Schlangenhautmuster. Das Verdeck zieren knallige Bilder mit tropischen Tieren. Eine kleine weiße Buddha-Figur mahnt vorn an der Frontscheibe zu Gelassenheit. Die ist auch nötig, wenn man auf der viel befahrenen Galle-Road unterwegs ist. Sie führt an der Westküste von der Hauptstadt Colombo in die südliche Hafenstadt Galle, die bei der Tsunami-Katastrophe 2004 mit am meistens betroffen war. Nicht selten wird aus der nur zweispurigen Straße eine vierspurige gemacht, wenn ein Tuk-Tuk ein klappriges Fahrrad überholt, das dann seinerseits von einem eiligen Linienbus überholt wird. Für deutsche Verkehrsverhältnisse ist das waghalsig, in Sri Lanka Alltag. Seine deutschen Sicherheitsbedenken sollte man am besten zu Hause lassen. Denn sonst entgehen einem die besten Attraktionen wie die Eisenbahn, die auch an der Westküste verkehrt.

Blick auf die Landschaft durch die Frontscheibe eines Tuk Tuk
auf einer engen Straße überholt der Bus einen Krankenwagen trotz entgegenkommendem Tuk Tuk

Mit der Eisenbahn in den Süden

Auch die Eisenbahn ist eine Zeitreise. Die Züge sind alt und werden von einer qualmenden, hustenden und pfeifenden Dampflok durch die Landschaft gezogen. Offene Türen sorgen für ausreichend frische Luft bei den tropischen Temperaturen und niemand stört sich daran, dass einige Fahrgäste auf dem Tritt stehen. Im Zug mischen sich Touristen und Einheimische. Für Letztere gehört es offenbar zum guten Ton, mit den Fremden ins Gespräch zu kommen und ihnen ihre Dienste wie eine kleine Stadtführung oder ein gutes Geschäft anzubieten. Man wird andauernd und sehr geschickt ausgefragt und es ist nicht einfach, die freundlichen Offerten abzuwehren.

Einheimische Frauen in Sri Lanka

Preise für Touristen

Hier hat uns Damith vor seinen geschäftstüchtigen Mitbürgern gewarnt. Hat er aber nicht in jedem Fall. Beim Besuch im Tempel, auf einer Gewürz-Insel und im Ayurveda-Garten haben wir ordentlich Geld gelassen. Man denkt, ach toll, etwas Natürliches und Traditionelles als Mitbringsel ist doch eine gute Idee. Familie und Freunde werden sich freuen. Beim Bezahlen setzt dann eine Wahrnehmungsverschiebung ein, weil man bei den exorbitanten Summen sowieso nicht den Gegenwert in Euro präsent hat. Hier sei eindringlich zu Gelassenheit geraten: Die Preise für Öle, Schmuck und Gewürze sind keine Schnäppchen, sondern ganz erheblich überteuert. Überhaupt ist es üblich, unterschiedliche Preise von Touristen und Einheimischen zu verlangen.

Lununganga Estate: Ein botanisch-architektonisches Kleinod

Wir bitten Damith, uns auch das Landesinnere zu zeigen. Denn das ist für uns viel exotischer und interessanter als die üblichen Touren zu Edelstein-Minen und überfüllten Whale-Watching-Booten. Mit dem Tuk-Tuk kommen wir auf schmalen Asphaltstraßen an Reisfeldern, auf denen Büffel grasen, und Pfeffer-Plantagen vorbei. Zwischen rot blühenden Hibiskushecken geht es auf ein hohes Tor zu: der Eingang zum Botanischen Garten Lununganga Estate bei Bentota, angelegt vom srilankischen Architekten Geoffrey Bawa. Der Garten ist nur mit Führung zu besichtigen, davon gibt es vier am Tag. Bawa hat den Garten nach englischen und italienischen Vorbildern angelegt und ihn in 50 Jahren von einer Kautschukplantage in ein exotisches Paradies verwandelt. Bestechend sind die Ausblicke und Ruheplätze, die Bawa sich passend für die verschiedenen Tageszeiten geschaffen hatte. An jedem Platz gibt es einen anderen Gong, den er schlug, wenn er dort eine Mahlzeit wünschte. 2003 ist Bawa gestorben und das Estate ging in den Besitz des Bawa-Trusts über. Auf dem Gelände gibt es verschiedene Gebäude, die Bawa zum Wohnen, zum Arbeiten und für Gäste eingerichtet hat. Die Fußböden der Häuser hat er mit Fliesen in Schachbrettmuster anlegen lassen, weil das gut für die Konzentration sei. Heute kann man die sechs Wohnungen mieten oder sich einfach zu einem Lunch anmelden.

ein Gebäude der Lununganga Estate mit einer Wiese davor
Arbeitszimmer mit typischem Mobiliar
ein Baum mit einem Gong davor

Die Hilfsbereitschaft ist ausgeprägt

Einmal geht unserem Gefährt unterwegs das Benzin aus. Wir kommen an einem Haus zum Stehen, vor dem eine Frau mit einem kleinen Jungen im Vorgarten steht. Damith spricht sie an und ohne zu zögern, obwohl sie sich nicht kannten, schnappt sie ihr Kind und schwingt sich auf ihr Moped. Kurze Zeit später kommt sie mit einer Literflasche Benzin, die es offensichtlich überall an den kleinen Kiosken zu kaufen gibt, wieder und gibt sie Damith. Der bezahlt und schüttet das Benzin in sein Tuk-Tuk. Wir warten inzwischen und wundern uns. Die Leute fahren, ein-, zwei- und dreimal mit ihren Fahrrädern vorbei, blicken neugierig, grüßen freundlich und kichern verschämt. Damith schwatzt in der Zwischenzeit mit der jungen Frau. Zum Abschied schenkte sie uns zwei Guaven-Früchte aus ihrem Vorgarten.

Nadja wartet neben dem roten Tuk Tuk am Straßenrand

Unsere Reise war viel zu kurz. Aber wir haben uns in das Land und seine Menschen verliebt und werden wiederkommen. Auf uns warten der Süden, die Ostküste, das Landesinnere mit seinen alten Königsstädten und der Norden, der vor allem von Tamilen bewohnt wird. Noch bis 2009 gab es hier einen erbitterten Bürgerkrieg, von dem man zumindest im Süden nicht viel merkt.

Mein Buchtipp: Der Koch (detebe) (*)

Ich wünsche dir allzeit schöne Reiseerlebnisse.

Warst du schon mal in Sri Lanka? Was sind deine Highlights dort? Ich freue mich, wenn du deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren teilen magst.

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zwei Eindrücke aus Sri Lanka: Tuk Tuk mit Buddha und Arbeitszimmer Bawa     das rote Tuk Tuk auf der staubigen Straße zwischen Palmen

Fotos: Nadja Bungard

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